Blog | 06 Oktober 2022
Michael Arthen über die Anforderung an Geodaten heute und in Zukunft
Liebe Kunden und Interessierte,
Die Intergeo, das große Klassentreffen der Geo-Community, steht mal wieder an. Nach 2 Jahren pandemiebedingter "Sonderformate" wird es offenbar mal wieder eine Präsenzveranstaltung. Nichts kann den persönlichen Kontakt ersetzen und ich glaube wir alle haben uns nicht nur an digitale Meetings gewöhnt, sondern sind froh, es mal wieder mit echten Menschen zu tun zu haben.
Mit Bürgerfokus über den Tellerrand hinausschauen
Die Themen Klimawandel, Lebensumstände in Verdichtungsräumen, steigende Komplexität in der räumlichen Planung bei gleichzeitiger Dynamik im Bereich verfügbarer Geodaten aus heterogenen Quellen erfordert zunehmend eine anwendungs- und nutzungsorientierte Betrachtung von Daten und Anwendungen. Nicht nur die technologische Machbarkeit, sondern die Passform der Daten und der Nutzen für eine konkrete Anwendung, die die Lebensumstände der Bürger positiv beeinflusst, sollte das Ziel von Innovation und Zielorientierung der Geo-Domäne sein. Die These, dass wir (technologische) Dinge tun, weil wir es können, ist für Innovationen oftmals notwendig, bringt aber ebenso oft keine Punkte. Schön spielen reicht nicht und "Bullshit Bingo" mit den neuesten Vokabeln aus 1001 Geodaten-Nacht geht den Kundinnen und Kunden oftmals auf die Nerven. Schreiben Sie mal Smart City oder Digitaler Zwilling über eine Folie und sind dabei nicht in der Lage dies in einen konkreten Nutzenkontext zu stellen (gähn...).
Die smarte Nutzung von "Geo"
Geodaten haben längst die Brücke in den täglichen Gebrauch überschritten und sind in vielen Situationen zum "Commodity" geworden. Die Zeit, in der wir das Thema digitale Geodaten evangelisieren mussten ist glücklicherweise vorbei. Umso wichtiger ist es heute, die Buzzwords Smart City und Digitaler Zwilling nicht nur technologisch zu betrachten, sondern immer die Frage "cui bono" in den Vordergrund zu stellen. Wir bei Cyclomedia nennen das "outside-in", was soviel bedeutet wie: welche Themen in Markt und Gesellschaft, die mit Raumbezug in Verbindung stehen, sind aktuell vordringlich und wie können wir einen Beitrag leisten, um konkrete Verbesserungen der Lebensqualität von Bürgern durch die "smarte" Nutzung von "Geo" zu erreichen?
Die Anwendungen der Realflächenkartierung - easy to use
Nehmen wir das Beispiel Verringerung des motorisierten Individualverkehrs in Städten. Zunächst sind wir in der Lage mit unseren "Bildern" den Raum komplett, digital und hochauflösend in einem sehr engen Zeitfenster zu erfassen. Auf Basis dieser Daten können wir mittels KI-Methoden die aktuelle Nutzung der Flächen (Fahrbahn, Grünfläche, Gehweg, Radweg, Parkfläche, etc.) in 9 Klassen darstellen und gleichzeitig die Oberflächen klassifizieren. Diese sogenannte Realflächenkartierung steht nicht nur als Marketinghinweis bei uns auf der Webseite, wir haben davon in Deutschland bereits mehr als 30.000 Kilometer realisiert und den Kundinnen und Kunden als räumliche Inventur für Themen wie Glasfaserausbau, Radwege, Reduktion versiegelter Flächen, städtische Grünplanung oder Konzeption städtischer Mobilitätsstrukturen zur Verfügung gestellt - das Ganze digital, frei von Medienbrüchen und "easy to use".
Das Extrahieren digitaler Objekte mit KI-Methoden ist für uns inzwischen Tagesgeschäft. Der nächste Schritt ist das Verbinden von dynamischen und statischen Daten. Es ist nicht wichtig, wie viele dynamische Daten, wie z.B. Verkehrsmengen oder Schadstoffverteilung gesammelt werden, sondern wie diese mit statischen Daten (Mobile Mapping, LiDAR, BIM, etc.) verknüpft werden, um letzten Endes daraus Informationen zu gewinnen, die zur Verbesserung von Entscheidungen und Lebensumständen führen. Hybride Nutzung von räumlichen Daten ist das Stichwort.
Ein Blick in die Zukunft
Daher ist es für uns auch in Zukunft wichtig, nicht nur eine leistungsstarke Software zur Verfügung zu stellen. Die Daten, der eigentliche Treibstoff für Applikationen, sind und bleiben für Cyclomedia ein Kernbereich des Angebotsportfolios. Aerial LiDAR, Panoramadaten, Objektdaten aus KI und Daten aus Sensorik wachsen zusammen und werden zukünftig schnittstellenfrei die Entscheidungsprozesse in Planung und Umsetzung verbessern und letzten Endes uns allen zugutekommen. Aktuell blicken wir nach vorne und prüfen, welchen Stellenwert Geodaten und Anwendungen in der Verschmelzung von digitalen, realen oder angereicherten Daten in den gerade entstehenden Handlungsräumen des Internets (Metaverse) spielen können. Das könnte der nächste heiße Sch... werden, da der Raumbezug im Metaverse eine überragende Rolle einnehmen wird. Aktuelle Themen und zukünftige Perspektiven stellen den Handlungsrahmen für die Geo-Community.
Ich würde mich freuen, wenn wir in diesem Sinne die diesjährige Intergeo zu einem Marktplatz der Konzepte mit klarem Fokus zur Umsetzung, mit einem neugierigen Blick in die Zukunft nutzen könnten.
In diesem Sinne, bleiben Sie smart!
Ihr Michael Arthen
Geschäftsführer Cyclomedia Deutschland GmbH